Kleinzehenfehlstellungen umfassen verschiedene Deformitäten, die sich in ihren charakteristischen Erscheinungen und potenziellen Ursachen unterscheiden:
Hammerzehe:
Dies ist die häufigste Kleinzehenfehlstellung. Zirka ein Drittel der Menschen entwickeln im Laufe Ihres Lebens eine Hammerzehendeformität. Somit zeigt sich diese Zehenfehlstellung besonders häufig in der fußchirurgischen Ambulanz.Krallenzehe/ Klauenzehe:
Die Krallenzehe ist quasi das fortgeschrittene Stadium der Hammerzehe. Hierbei ist das Grundgelenk ähnlich wie bei der Hammerzehe überstreckt, allerdings so sehr, dass es in manchen Fällen zu einer Luxation also zu einem Ausrenken des Gelenkes kommt. Das mittlere als auch das distale Gelenk der Zehe sind gebeugt. Die Zehe erreicht den Boden nicht mehr. Dies verursacht eine klauenartige Stellung.Mallet-Zehe
:
Diese Fehlstellung betrifft nur das Endgelenk der Zehe, welches in einer Beugestellung fixiert ist. Digitus superductus:
Hierbei liegt eine Überlappung der Zehen vor.Jede dieser Fehlstellungen kann unterschiedliche Symptome und Behandlungsansätze erfordern, von Schuhwerk-Anpassungen über orthopädische Hilfsmittel bis hin zu operativen Eingriffen. Die spezifische Behandlung hängt von der Art der Fehlstellung, ihrem Schweregrad und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab.
Kleinzehenfehlstellungen entstehen oft durch ein Muskelungleichgewicht rund um die Zehen. Dieses Ungleichgewicht bewirkt, dass sich die Bänder und Sehnen in der Zehe verkürzen und sie in eine gekrümmte Position ziehen.
Die Bewegung der Kleinzehen kann man sich wie ein kompliziertes Puppenspiel vorstellen. Die Zehen werden von vielen kleinen Muskeln bewegt, die zusammenarbeiten müssen. Es gibt zwei Arten von Muskelgruppen: die äußeren Muskeln (extrinsische Muskeln), die im Unterschenkel beginnen und als Sehnen im Fuß enden, und die inneren Muskeln (intrinsische Muskeln), die im Fuß selbst liegen.
Die äußeren Muskeln ziehen an langen Sehnen, um die Zehen zu bewegen, ähnlich wie die Schnüre einer Marionette. Auf der Oberseite des Fußes läuft die Sehne des Muskels, der die Zehen streckt, und auf der Unterseite die Sehne des Muskels, der die Zehen beugt.
Die inneren Muskeln befinden direkt im Bereich des Fußes. Sie helfen nicht nur beim Strecken und Beugen, sondern auch bei der Feinabstimmung der Bewegung. Dazu gehören zwei spezielle Muskelgruppen: die Musculi interossei, die zwischen den Knochen liegen, und die Musculi lumbricales, die Wurmförmig aussehen. Diese kleinen Muskeln, die Gelenkskapseln, Bänder und viele kleine Bindegewebskanäle halten die langen Sehnen der äußeren Muskeln in der richtigen Position und sorgen dafür, dass die Zehen sich richtig bewegen können, ohne das es zu einer Überstreckung in einem der vielen Gelenke kommt.
Wenn diese kleinen Muskeln im Fuß nicht richtig funktionieren, werden die Zehen nicht mehr richtig geführt. Dadurch werden die Zehen überbeansprucht und können sich verbiegen, was dann in weiterer Folge, z.B. zu einer Hammer- oder auch Klauenzehe führt.
Die Ursachen die zu diesen Fehlstellungen führt sind meistens vielfältig, also multifaktoriell.
Zu den Hauptursachen gehören:
Die Fehlstellungen selbst fallen den meisten PatientInnen erst etwas später auf nämlich dann, wenn die ersten Schmerzen und Schuhkonflikte auftreten. Durch die Krümmung der Zehe kommt es oft zur Schwielenbildung und im schlimmsten Fall zu offenen Wunden im Bereich der kleinen Gelenke. Ist der Leidensdruck im Alltag zu groß sollte ein Facharzt konsultiert werden.
Die Symptome einer Kleinzehenfehlstellung können variieren, aber typische Anzeichen sind:
Der körperlichen Untersuchung kommt bei der Diagnose einer Kleinzehenfehlstellung eine besondere Bedeutung zu. Für die weitere Art der Therapie ist es nämlich wichtig herauszufinden, ob es sich um eine flexible oder eine feste, also kontrakte Fehlstellung handelt. Bei der Untersuchung wird dazu der „Push-up-Test“ durchgeführt. Der Patient liegt barfuß am Rücken auf der Behandlungsliege und der Arzt umfasst den Fuß und drückt mit den Fingern gegen den Fußballen. Strecken sich dabei reflektorisch die Zehen und verbessern so ihre Position, dann liegt eine flexible Fehlstellung vor. Bewegen sich die Zehen bei diesem Manöver nicht, und bleiben in der Fehlstellung, dann liegt höchstwahrscheinlich eine kontrakte Fehlstellung vor.
Röntgenaufnahmen helfen zusätzlich, um das Ausmaß der Deformität zu beurteilen und weitere Erkrankungen oder Fehlstellungen zu erkennen.
Die Behandlung hängt vom Schweregrad der Fehlstellung ab.
Nicht-operative Maßnahmen sind lediglich symptomlindernd und umfassen:
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die konservative Therapie eine Kleinzehenfehlstellung nicht korrigieren kann. Eine dauerhafte Korrektur der Fehlstellung ist nur operativ möglich. Somit sollte in schweren Fällen oder wenn konservative Maßnahmen keine Linderung bringen, eine Operation in Erwägung gezogen werden. Die chirurgische Behandlung zielt darauf ab, die Zehe geradezurichten und eine weitestgehend normale Funktion wiederherzustellen.
Die spezifische Art der Operation hängt von der Schwere und Art der Kleinzehenfehlstellung ab. Die Eingriffe werden so gewählt, dass sie die Zehe am Ort der Fehlstellung korrigieren. Häufige chirurgische Eingriffe umfassen:
Dieser Eingriff korrigiert das Muskelungleichgewicht, das die Kleinzehenfehlstellung verursacht. Es kann eine Verlängerung oder Umleitung von Sehnen beinhalten, um die Zehe in eine gerade Position zu bringen. Diese Eingriffe werden bei flexiblen Fehlstellungen angewandt oder bei kontrakten Fehlstellungen in Kombination mit weiteren Verfahren.
Dazu gehören z.B.:
1. Das Sehnenrelease, zu deutsch Sehnenlösung, bei dem eine narbig verwachsene Sehne operativ vom umgebenden Gewebe gelöst wird, um Spannungen zu verringern oder die Beweglichkeit in einem Gelenk zu verbessern.
2. Die Sehnendurchtrennung oder Tenotomie, die teilweise oder vollständig erfolgen kann und ebenfalls das Ziel verfolgt, Kontraktionen zu lösen und die Fehlstellung in eine korrekte Stellung zu überführen.
3. Der Sehentransfer z.B. jener nach Girdlestone-Taylor bei dem die lange Beugesehne der Zehe an ihrem Ende durchtrennt, gespalten, um die Zehe herumgeführt und anschließend auf der Zehenrückseite mit der Strecksehne vernäht wird.
Bei diesem Eingriff entsteht nach Entfernen des kontrakten Gelenkes eine Art neues straffes Gelenk in gestreckter Stellung.
Die OP erfolgt im Bereich des Mittelgelenkes (lat. Articulatio interphalageus proximalis – PIP Gelenk). Das Gelenk wird mittels Sägeschnitten entfernt und die Knochenenden anschließend mit einem Implantat (z.B. einem geraden Draht) fixiert. Nach einer gewissen Zeit bildet sich in dem Zwischenraum eine neue gelenkartige Verbindung, auch Neoarthros oder Neogelenk genannt.
Ähnlich wie bei der Resektionsarthroplastik wird entweder das Mittel- oder Endgelenk der Zehe entfernt und die Knochen so zusammengefügt, dass sie in einer geraden Position heilen.
Diese OP-Methoden können minimal invasiv (DMMO – Minimalinvasive Distal Metatarsal Osteotomy) oder offen durchgeführt werden und kommen häufig bei kontrakten Deformitäten zur Anwendung.
Bei der minimal invasiven Methode werden je nach Fehlstellung im Bereich der Zehenunter- und/oder Oberseite Minischnitte durchgeführt und mit einer Fräse Teile der Knochen entfernt oder so bearbeitet und zusammengefügt, dass die Zehe anschließend in einer geraden Position verheilt.
Bei diesen Eingriffen werden einzelne Knochen durch spezielle Sägeschnitte durchtrennt, anschließend verschoben und somit verkürzt oder in einer Ebene rotiert. Teilweise erfolgt die Fixierung mit einem Implantat z.B. einer Schraube oder einem Draht.
Dazu gehört z.B. die Weil-Osteotomie bei der ein Mittelfußknochen an seinem Ende durchgesägt und das Köpfchen so verschoben wird, dass sich der Mittelfußknochen verkürzt.
Dies führt zu einer Entspannung der Sehnen und somit zu einem kompensatorischen Geradestellen der Zehe. Auch diese Operationen können Minimal Invasiv durchgeführt werden.
Je nach Fehlstellung werden in vielen Fällen verschiedene OP-Methoden miteinander kombiniert.
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei Kleinzehen-Operation Risiken und mögliche Komplikationen, darunter Infektionen, Nervenschäden, Blutungen, sowie die sehr seltene Möglichkeit, dass die Deformität wiederkehrt oder sich die Beweglichkeit der Zehe nicht vollständig wiederherstellt. In seltenen Fällen kann es auch zu Komplikationen mit Implantaten oder zur Entwicklung von Schmerzen in anderen Bereichen des Fußes kommen.
Die Entscheidung für eine operative Behandlung sollte sorgfältig getroffen werden. Sie basiert auf mehreren Faktoren:
Es ist wichtig, dass Sie als PatientIn die potenziellen Vor- und Nachteile sowie die zu erwartenden Ergebnisse der Operation mit uns besprechen. Eine gründliche medizinische Bewertung und Beratung sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Operation die beste Option für Ihren individuellen Fall darstellt.
Je nach Komplexität der Kleinzehenfehlstellung und Anzahl der zu korrigierenden Zehen ergibt sich eine unterschiedlich lange Heilungsphase und Erholungszeit.
Wir versuchen bei Operationen klassische Fixierungen mit einem Draht zu vermeiden und führen die meisten Korrekturen minimalinvasiv durch.
Das bietet den Vorteil einer schnelleren Wundheilung im Vergleich zu vielen offenen Verfahren. Zusätzlich entfällt in ausgewählten Fällen auch die Fixierung mit einem Implantat.
Wird kein Implantat verwendet, erfolgt postoperativ die Anlage eines Tapeverbandes und die Belastung in einem Schuh oder einer Sandale mit harter Sohle, die für einige Wochen getragen werden müssen. Klassische sperrige Vorfußentlastungsschuhe sind nicht notwendig.
Eine volle Belastung des Fußes ohne Stützkrücken ist in jedem Fall möglich. Frühe Physiotherapie unterstützt die Heilung und führt zu einer schnelleren Rehabilitation.
Um Fehlstellungen der Kleinzehen vorzubeugen, ist es wichtig, Schuhe zu tragen, die gut passen und ausreichend Raum für die Zehen bieten. Regelmäßige Fußübungen können auch dazu beitragen, die Muskeln und Bänder zu stärken, die Kräfte der Muskeln auszugleichen und die Struktur des Fußes zu unterstützen.
Durch Früherkennung von Fußfehlstellungen und entsprechendem Einleiten einer adäquaten Therapie können Komplikationen aber auch Operationen vermieden werden.
Kleinzehenfehlstellungen wie Hammerzehen sind behandelbare Fußdeformitäten, die durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden können. Frühe Intervention und angemessene Schuhwahl können helfen, die Beschwerden zu minimieren und die Notwendigkeit einer Operation zu vermeiden. Es ist wichtig, bei ersten Anzeichen einer Kleinzehenfehlstellung einen Orthopäden aufzusuchen, um eine angemessene Behandlung zu erhalten und langfristige Komplikationen zu vermeiden. Mit der richtigen Pflege und präventiven Maßnahmen können Menschen mit Kleinzehenfehlstellungen ein komfortables und aktives Leben führen.
Kleinzehenfehlstellungen sind Deformitäten, bei der eine Zehe oder mehrere Zehen gekrümmt, gebogen oder verrotiert sind. Die Behandlung richtet sich nach der Art der Fehlstellung und ob diese flexibel oder kontrakt, also steif, ist.
Bei einer Hammerzehe ist die Zehe im Grundgelenk überstreckt und im Mittelgelenk gebeugt. Dadurch schaut sie wie ein Hammer aus. Die Zehe berührt noch den Boden. Durch die Fehlstellung kommt es zum Schuhkonflikt und zu Schmerzen und Schwielen.
Die Krallenzehe ist ähnlich wie die Hammerzehe, im Grundgelenk überstreckt und im Mittelgelenk gebeugt. Allerdings so stark, dass es teilweise zu einem Ausrenken des Gelenkes kommt und die Zehe somit nicht mehr den Boden erreicht.
Die Malletzehe ist eine Fehlstellung, bei der es zu einer isolierten Beugung im Endgelenk kommt.
Bei dieser Fehlstellung legt sich die betroffene Zehe über eine der benachbarten anderen Zehen. Dies führt insbesondere in geschlossenen Schuhen zu Problemen, wie Schwielen und Schmerzen.
Die Ursachen von Kleinzehenfehlstellungen wie Hammerzehen oder Krallenzehen sind vielfältig. Dazu gehören genetische Faktoren, falsches Schuhwerk, andere Fußfehlstellungen wie der Hallux valgus, Fehlverheilungen nach Verletzungen oder andere Erkrankungen wie z.B. Diabetes Mellitus.
Typische Symptome einer Kleinzehenfehlstellung sind die Krümmung einer oder mehrerer Zehen, Schmerzen, Schwielen und Bewegungseinschränkungen.
Ausführliche Anamnese, klinisch körperliche Untersuchung, Röntgen, evtl. MRT bei vermuteten Begleitverletzungen.
Durch Anpassung des Schuhwerks, Schuheinlagen, Orthesen, Bewegungs- und Physiotherapie kann in einigen Fällen eine Operation vermieden werden.
Die operative Therapie der Hammerzehe ist in der Regel eine Option, wenn konservative Behandlungsmethoden, wie Anpassungen des Schuhwerks, Schuheinlagen, Orthesen oder Physiotherapie, keine ausreichende Linderung der Symptome bringen. Die Operation zielt darauf ab, die Deformität zu korrigieren, Schmerzen zu lindern und die Funktionalität des Fußes zu verbessern.
Die Hammerzehe ist zwar eine häufige Deformität, aber mit der richtigen Behandlung und Vorsorge können die meisten Menschen ihre Symptome effektiv managen. Wichtig ist, bei Beschwerden frühzeitig einen Spezialisten aufzusuchen und den Empfehlungen zur Schuhwahl und Fußpflege zu folgen.