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Umfassender Leitfaden zum Schneiderballen: Ursachen, Diagnose und Behandlungsmethoden

Dr. David Fengler | Zuletzt aktualisiert: 10. April 2024
Lesedauer: 7 Minuten
Inhaltsverzeichnis
Schneiderballen

Verständnis des Schneiderballens: Der Hallux Valgus der Kleinzehe

Der Schneiderballen, medizinisch auch als Bunionette, Digitus quintus varus oder Kleinzehenballen bezeichnet, stellt eine häufige Fußdeformität dar, die sich in einer Ausbuchtung oder Vorwölbung an der Außenseite des Fußes nahe der Basis des kleinen Zehs zeigt. Der fünfte Mittelfußknochen weicht dabei nach außen und die kleine Zehe in Richtung der anderen Zehen, also nach innen ab.

Diese Erkrankung kann sowohl aus ästhetischen als auch aus gesundheitlichen Gründen Besorgnis erregen. Denn sie verursacht nicht selten Schmerzen und schränkt aufgrund der prominenten Vorwölbung die Auswahl geeigneter Schuhe ein. Die Lebensqualität und die Mobilität der betroffenen Menschen können dadurch erheblich beeinträchtigt werden.

Der Begriff Schneiderballen leitet sich aus dem 19.Jahrhundert ab, als vor allem Schneider mit gekreuzten Beinen arbeiteten und so der Außenrand des Fußes am Boden scheuerte. Dabei entstanden Schmerzen und Hornhautschwielen am Außenrand.

Der Schneiderballen ist dem Hallux Valgus ähnlich, der sich jedoch am großen Zeh entwickelt. In diesem Artikel werde ich die Ursachen, die Entstehung, die Anatomie der Fehlstellung, Diagnosemethoden, konservative und operative Behandlungsoptionen sowie Präventionsstrategien für den Schneiderballen detailliert erörtern.

Ursachen und Entstehung: Wie entsteht ein Schneiderballen?

Die Entstehung eines Schneiderballens kann auf eine Vielzahl von Faktoren zurückgeführt werden.

1. Genetische Prädispositionen spielen eine wesentliche Rolle.

2. Veränderungen der Fußstruktur wie ein Einbrechen des Fußquergewölbes und die Ausbildung eines Platt- und/oder Spreizfußes können zu einer Bunionette führen.

3. Biomechanische Unregelmäßigkeiten, wie eine Überpronation des Fußes, bei der der innere Fußrand beim Gehen zu stark absinkt, tragen zur Entstehung bei.

4. Entzündlich destruktive Erkrankungen, wie zum Beispiel die rheumatoide Arthritis führen durch eine Schwächung der Bänder und Gelenkkapseln, sowie durch die Zerstörung der Gelenke zu einer Ausbildung des Schneiderballens.

5. Externe Faktoren, insbesondere das Tragen von engem oder hochhackigem Schuhwerk, das den Fuß in eine unnatürliche Position zwingt, erhöhen das Risiko für die Entwicklung eines Schneiderballens.

6. Langjährige Belastung und pathologische Fußstellungen, wie ein übermäßiges Auswärtsdrehen beim Gehen, können ebenfalls zur Entwicklung eines Schneiderballens beitragen.

die entstehung des schneideballens

Anatomie der Fehlstellung: Wie sieht ein Schneiderballen aus?

Anatomisch gesehen entsteht ein Schneiderballen durch das Auseinanderweichen des 4. und 5. Mittelfußköpfchens (Metatarsale). Das heißt, dass sich der 5. Mittelfußknochen weiter nach außen verlagert und somit der Winkel zwischen 4. und 5. Mittelfußknochen (Metatarsus quintus valgus) zunimmt. Die Kleinzehe krümmt sich durch das so entstandene Ungleichgewicht der Muskeln und Sehnen reflektorisch nach innen, also in Richtung der anderen Zehen (Digitus quintus varus).

Dies führt zu der typischen Vorwölbung an der Außenseite des Fußes und zu Schmerzen, Druckstellen, Schwielen und einer Entzündung des Schleimbeutels.

Die Kleinzehe kann dabei so stark gekrümmt werden, dass sie sich über oder unter die 4. Zehe legt.

entstehung eines schneiderballens
präop ii

Präoperatives Foto und Röntgen einer Patientin mit Hallux valgus, Metatarsalgie und Schneiderballen.

Diagnose: Wie erkennt man einen Schneiderballen?

Die Diagnose eines Schneiderballens beginnt in der Regel mit einer gründlichen Anamnese und einer klinischen Untersuchung durch uns Orthopäden. Hierbei werden die Beschaffenheit der Haut, die Ausrichtung und Beweglichkeit der Zehen und das Vorhandensein von Schwellungen, Schwielen oder Rötungen beurteilt.

Röntgenaufnahmen helfen, das Ausmaß der Fehlstellung und mögliche Veränderungen in der Knochenstruktur zu bestimmen.

Mit einem MRT können differentialdiagnostisch ähnliche Schmerzen verursachende Pathologien wie z.B. das Morton Neurom oder die Metatarsalgie, ausgeschlossen werden.

wie entsteht ein schneiderballen

Konservative Therapie: Kann sich ein Schneiderballen zurückbilden?

Ein Schneiderballen kann sich mit konservativen Therapiemöglichkeiten nicht zurückbilden. Aber bevor chirurgische Optionen in Betracht gezogen werden, stehen verschiedene konservative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Fehlstellung zu verlangsamen. Dazu gehören:

Anpassung des Schuhwerks: Das Tragen von breiteren Schuhen mit ausreichend Platz für die Zehen kann Druckstellen vermindern und den Komfort erhöhen.

Orthopädische Einlagen: Sie unterstützen das Fußgewölbe und können die Belastung auf den kleinen Zeh reduzieren.

Schutzpolster und Bandagen: Diese können dazu beitragen, den Druck auf den betroffenen Bereich zu minimieren und die Reibung zu verringern.

Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken und die Flexibilität des Fußes zu verbessern.

Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Seractil, Naproxen oder Voltaren wirken entzündungshemmend, helfen die Schmerzen einzudämmen und Schwellungen zu reduzieren.

Infiltrationen: LokalapplizierteSpritzen mit einem Lokalanästhetikum und Kortison können insbesondere bei akuten Schmerzsituationen eine schnelle Abhilfe bringen.

Operative Therapie: Sollten Sie sich einer Schneiderballen Operation unterziehen?

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, um die Symptome zu lindern oder wenn die Fehlstellung stark ausgeprägt ist, ist eine operative Korrektur sinnvoll. Die operative Therapie des Schneiderballens hat zum Ziel, die korrekte Ausrichtung des fünften Mittelfußknochens wiederherzustellen und die Schmerzen zu reduzieren. Gleichzeitig verschmälert die Operation den Fuß.

Verschiedene chirurgische Techniken stehen zur Verfügung, wobei die Wahl der Methode von der spezifischen Anatomie des Fußes und dem Ausmaß der Deformität abhängt.

In meiner Ordination führe ich die Korrektur des Schneiderballens ausschließlich minimal invasiv durch. Dazu wird durch eine kleine Stichinzision (2-5mm) im Bereich des Fußrückens zuerst der hervorstehende Knochenüberstand mit einer kleinen Fräse entfernt, der Knochen anschließend inkomplett durchtrennt und neu ausgerichtet.

Ein Implantat ist in diesem Fall nicht notwendig.

Die Stellung der korrigierten Kleinzehe wird nach der Operation durch spezielle Zügel- und Tapeverbände gehalten. Diese werden regelmäßig erneuert und müssen für insgesamt 6 Wochen getragen werden.

Eine Vollbelastung ohne Stützkrücken mit einem komfortablen Verbandsschuh ist ab dem ersten Tag nach der Operation möglich.

Vorteile einer minimal invasiven Schneiderballen Operation:

  • Ästhetische Resultate durch kleinste Zugänge (Stichinzision)
  • Kurze Operationsdauer – weniger Narkosemittel
  • Kein Implantat notwendig
  • Keine Materialentfernung notwendig
  • hohe Patientenzufriedenheit
  • kein Gips und keine Orthese notwendig
  • volle Belastung ab dem ersten postope-rativen Tag möglich
  • keine Stützkrücken
präop ii
postop (1)

Vergleich des Röntgens vor und nach der OP der oben genannten Patientin nach Implantation des Hallux Fixateur intern (blau), Akin-Osteotomie (gelb) und minimal invasiver Korrektur der II und III Zehe (grün) sowie des Schneiderballens (rot).

Postoperative Erholung und Nachbehandlung: Wie lange dauert die Heilung nach einer Schneiderballen Operation?

Die postoperative Erholung erfordert regelmäßige Schonung und Hochlagerung des Fußes. Eine Physiotherapie ist hilfreich um die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskulatur zu stärken. In den ersten Wochen wirkt eine Lymphdrainage unterstützend gegen die anfänglich stark ausgeprägte Schwellung.

Eine Vollbelastung ist ab dem ersten Tag nach der Operation möglich.

Dazu wird für ca. sechs Wochen ein spezieller komfortabler Verbandsschuh getragen, der den Vorfuß stabilisiert und den operierten Bereich entlastet.

Tapeverbände halten die korrigierten Knochen in der richtigen Position und werden wöchentlich in meiner Ordination gewechselt.

Rückkehr in das Alltagsleben: Wie lange sollte ich nach einer Schneiderballen Operation keinen Sport machen?

Eine vollständige Erholung und Rückkehr zum normalen Alltag dauert bei einer einseitigen Schneiderballen Operation bis zu sechs Wochen, in Kombination mit anderen Eingriffen und abhängig von der spezifischen Operationstechnik und dem individuellen Heilungsprozess auch länger. Abhängig von Ihrer beruflichen Belastung ist eine Rückkehr in den Arbeitsalltag bei sitzenden Berufen nach 3 Wochen und bei gehenden oder stehenden Berufen nach 6 Wochen möglich. Die Arbeit im Homeoffice ist sofort möglich.

Nach ca. 6 Wochen ist die knöcherne Heilung soweit fortgeschritten, dass auch mit leichten sportlichen Aktivitäten begonnen werden kann.

Prävention: Wie lässt ich das Überbein am kleinen Zeh vermeiden?

Präventive Maßnahmen umfassen die Auswahl von Schuhen, die ausreichend Raum für die Zehen bieten und keinen übermäßigen Druck auf die Außenseite des Fußes ausüben. Regelmäßige Fußübungen zur Stärkung der Fußmuskulatur und zur Verbesserung der Flexibilität können ebenfalls dazu beitragen, das Risiko der Entwicklung eines Schneiderballens zu verringern. Personen mit einer familiären Vorbelastung oder bekannten Fußfehlstellungen sollten besonders auf präventive Maßnahmen achten und gegebenenfalls frühzeitig fachärztlichen Rat in unserer Ordination einholen.

Haben Sie weitere Fragen oder möchten Sie einen Termin vereinbaren?
Kontaktieren Sie mich einfach jetzt und ich unterstütze Sie bei ihrem Anliegen.

Fazit

Der Schneiderballen ist eine komplexe Fußdeformität, deren Behandlung eine gründliche Diagnose und individuell angepasste Therapieansätze erfordert. Während konservative Maßnahmen in frühen Stadien wirksam sein können, bietet die operative Therapie die Möglichkeit, die Fehlstellung vollständig zu korrigieren und langfristig Schmerzen und Beschwerden zu reduzieren. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen und Ihre Lebensqualität zu verbessern sollte die Entscheidung für eine operative Behandlung sorgfältig abgewogen und in Zusammenarbeit mit uns Fußchirurgen getroffen werden. Durch präventive Maßnahmen und frühzeitige Intervention können das Fortschreiten der Deformität verhindert und langfristig positive Behandlungsergebnisse erzielt werden.

FAQ zu Schneiderballen

Nein, ohne Behandlung ist es unwahrscheinlich, dass ein Schneiderballen von selbst verschwindet. Konservative Maßnahmen können helfen, Schmerzen zu lindern und das Fortschreiten zu verlangsamen, aber eine operative Korrektur ist erforderlich, um die Fehlstellung vollständig zu beheben.

Die Erholungszeit variiert je nach Art der Operation und dem individuellen Heilungsprozess. In einem speziellen Verbandsschuh können Sie den Fuß ab dem ersten Tag nach der Operation sofort voll belasten. Nach 6 Wochen wird dann wieder auf normale Schuhe gewechselt. Die vollständige Genesung und Rückkehr zu stark belastenden sportlichen Aktivitäten können aber mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Nein, obwohl der Schneiderballen ein kosmetisches Anliegen sein können, verursachen sie oft Schmerzen und können zu weiteren Fußproblemen führen, wenn sie unbehandelt bleiben.

Ja, nach einer erfolgreichen Erholungsphase sind Sie wieder in der Lage, jeden Schuh zu tragen. In den ersten sechs Wochen nach der Operation muss jedoch ein spezieller komfortabler Verbandsschuh getragen werden. Langfristig ist es hilfreich, Schuhe zu wählen, die ausreichend Platz für die Zehen bieten und keinen Druck auf den Vorfuß ausüben, um weitere Fehlstellungen zu vermeiden.

Das Tragen von gut sitzenden Schuhen, die ausreichend Platz für die Zehen lassen, regelmäßige Fußübungen und das Vermeiden von hohem Druck auf die Außenseite des Fußes sind wichtige präventive Maßnahmen. Bei einer genetischen Prädisposition oder bekannten Fußfehlstellungen kann eine frühzeitige Beratung in unserer Praxis hilfreich sein um eine Operation zu vermeiden.

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei der Behandlung eines Schneiderballens Risiken, einschließlich Infektionen, Nervenschäden und Probleme mit der Knochenheilung. Die sorgfältige Auswahl des chirurgischen Verfahrens und eine umfassende postoperative Betreuung tragen dazu bei, diese Risiken zu minimieren.

Die operative Behandlung zielt darauf ab, eine dauerhafte Korrektur zu erreichen.

Das Risiko einer erneuten Fehlstellung besteht nur dann, wenn die zugrundeliegenden Ursachen, wie unangemessenes Schuhwerk oder biomechanische Faktoren, nicht adressiert werden. Prävention und Nachsorge sind entscheidend, um ein Wiederauftreten zu verhindern.

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